Mehrfachbehinderter kleiner Kämpfer, FIV-positiv Sandokan hätte buchstäblich vor einem vollen Teller
verhungern könen, als er zu uns kam: durch seine große Gaumenspalte lief
ihm Futterbrei zur Nase heraus. Als Spätfolge chronischen
Katzenschnupfens war seine Nase mit Zubildungen zugewuchert, so dass er
immer mit offenem Mund atmen musste. Diese schlimmsten seiner
Gebrechen waren weder Tierärzten noch seinen früheren Betreuern
aufgefallen. Wir waren also nicht darauf vorbereitet, dass er außer
seiner FIV-Infektion noch jede Menge anderer Handicaps hatte, und fielen
aus allen Wolken. Dank großzügiger Spenden konnten wir dem kleinen
Kämpfer helfen, ihn operieren lassen, und er hatte danach trotz seiner
schweren Erkrankung und mehrerer Behinderungen hier im Kreis anderer
Katzen, der Hunde und Menschen drei gute und für alle häufig sehr
spaßige Jahre! Sando war der Freund aller Kinder und
schnell der Liebling aller Gäste. Es war wohl sein ungewöhnlich sonniges
Gemüt, das er jedem entgegenbrachte, obwohl Menschen ihm furchtbar
mitgespielt hatten. Er war immer freundlich und vertrauensselig,
verspielt, genoss endlose Streicheleinheiten der Kinder und war in
seiner unbeholfenen und im nächsten Moment wieder geschickten und
blitzschnellen Reaktion der Kasper der Küchen-WG. Er mochte große Hunde. Sando
bekam die ganze Zeit Antibiotika, da er neben seiner FIV-Erkrankung
chronischen Katzenschnupfen behielt und die Verwachsungen in der
Nasenhöhle nicht operabel waren. Zur Entlastung der Nieren aß er
Nierendiät. Wir zogen mehrere Tierärzte zu Rate um keine
Therapiemöglichkeit zu übersehen, ihn aber auch nicht mit sinnlosen
Eingriffen zu belasten. Zu seinen alten Verletzungen zählte auch das
fehlende Augenlicht auf der linken Seite. Dieser kleine,
für jede Freundlichkeit dankbare Kerl machte uns täglich die tragische
Hilflosigkeit aller Tiere dieser Erde gegenüber Gleichgültigkeit und
brutaler Gewalt von Menschen bewusst. Selbst fremde Menschen nahmen am
Schicksal der tauben, seh- und gehbehinderten, chronisch kranken und
verstümmelten Katze großen Anteil. Sando hat auf seine
positive und charmante Art Menschen für Tiere sensibilisiert – nicht nur
für Katzen – für all die Tiere halt, die, wie wir auch, leben wollen,
ohne gequält zu werden. Durch sein Dasein haben manche Menschen
angefangen auch über andere wehrlose, freundliche, unschuldige Wesen
nachzudenken – über Mäuse im Labor, Schweine in der Gaskammer, Pferde im
Zirkuskäfig, Kaninchen vor der Flinte des Jägers, unliebsame Hunde oder
Katzen, wie Sandokan, die man zum Sterben einfach sich selbst
überlassen hatte... Sando hatte
zunächst eine, später zwei Patentanten, die uns in jeglichen Situationen
fürsorglich halfen, alles für ihn zu tun, was in den drei Jahren
möglich war. Ganz herzlichen Dank dafür!
Jedes Tier ist
einzigartig toll. Aber Sando mit seinem schweren Schicksal und seinem
sonnigen Gemüt, wenn er so dasaß und einen mit seinem einen Auge und
schief gelegtem Kopf von unten fragend ansah, hat sich vielen besonders
tief ins Herz gefressen. Wir werden ihn nicht vergessen! |