Abschiede

Abschied von Murphy

Murphy, unser fröhliches und scheinbar unermüdliches Energiebündel ist nicht mehr bei uns. Murphy war seit Weihnachten krank, es ging auf und ab, viele Tierarzt- und lange Kliniktage brachten zwischendurch kurz Hoffnung. Dabei wedelte unser kleiner Freund mich jeden Tag hunderte Male an, auch an seinem letzten Lebenstag.

Einen Tag nach Murphys Tod brach das Schneechaos los. Zeit, den Abschied zu verarbeiten, blieb nicht.

Wenn man Murphy ansah, bekam man zwangsläufig gute Laune, und manchmal Bluthochdruck, er war ein Mister 100.000 Volt… Unser Spaßbringer vom Dienst erobertes jedes Herz im Sturm. Wir hatten den kleinen roten Wirbelwind übernommen, weil er in bestimmten Situationen gefährlich und zum „Wanderpokal“ geworden war. Anfangs war es schwer, Murphy einzuschätzen, zu verstehen, was ihn verunsicherte und wenn er sich so richtig in Rage gesteigert hatte, ihn da irgendwie wieder heraus zu bekommen. Doch bald wurde er immer berechenbarer, wir lernten heikle Situation zu vermeiden und er meinte es oft nicht mehr so ernst wie zu Anfang.

Murphy war ganz klar „Mamas Kind“. Vom ersten Augenblick an hatte er mich zu seiner großen Liebe auserkoren. Das machte vieles einfacher, denn er vertraute mir total. Aber er fand auch alle anderen Menschen toll, freute sich über jeden, nahm selbstverständlich auf einem Schoß nach dem anderen Platz und heimste vermutlich die meisten Streicheleinheiten von allen hier ein.

Er war rattenklug, ja durchtrieben auf seine sehr sympathische, witzige Art. Murphy stahl gezielt Schuhe, die ich bald brauchen würde. Er schleppte mindestens einen heimlich still und leise irgendwo in den Garten. Dann stand ich da auf meinem Bein! Auch wenn die Aktion schon 4 Stunden her war, brauchte ich nur zu sagen „Murphy such, bring´s her“ und schon zog er los, suchte, fand spätestens nach dem 2. Anlauf das gute Stück und kam stolz wie Oskar damit um die Ecke: „Frauchen, wenn du mich nicht hättest, du wärst ja völlig aufgeschmissen!!!“

Oft klaute er auch wichtige Dinge und ich dachte gar nicht daran, dass er sie genommen haben könnte. Er fiel mir beim Autoschlüssel und meiner Brieftasche stets als letztes ein, wenn die Suche schon Stunden angedauert hatte… Er liebte Socken, Geschirrhandtücher, Schals und Decken. An manchen Tagen holte er sich alles der Reihe nach auf seinen Liegeplatz und legte sich mitten drauf: Alles meins! Toll! Dann wedelte er und wenn man näherkam, verteidigte er seine Schätze aufs Heftigste. Ich nahm ihn dabei schon lange nicht mehr wirklich ernst, er brachte mir dann auch einen Schatz nach dem anderen und brauchte noch nicht einmal mehr etwas Leckeres als Belohnung. Aufrichtiger Dank war ihm wichtiger.

Murphy war einfach immer da, am liebsten morgens die ersten Stunden auf dem Sofa, ausruhen nach den Ringkämpfen mit Ari, die immer so kurz vor sechs stattfanden. Frühstück später unterm Küchentisch, im Laufe des Tages dann am liebsten unter meine Beine am Schreibtisch. Zwischendurch immer wieder überall Streicheleinheiten abholen.

Leinte man ihn an und ging nicht sofort los, dann knackte er in Sekunden seine oder die Leine eines der anderen Hunde, lautlos, ohne ein Wort zu sagen. Es war immer verdächtig, wenn man ihn nicht hörte… Murphy hatte es faustdick hinter den Ohren. Was hat dieser Hund Leinen gekostet. Sicherheitsgurte nahm er aber auch gerne zu sich…

Murphy war leicht zu führen, ich brauchte oft keine Leine, er war eine fröhliche kleine Klette. Aber auch andere konnten nach kurzer Zeit des Übens mit ihm gehen. Er war der Liebling vieler Schulkinder. Wenn ich zu Fortbildungen fuhr, musste ich ihn aber immer mitnehmen, denn hier zu Hause hätte er für einige doch immer noch ein Restrisiko dargestellt. Im Hotel hatte ich ein eigenes Bett für Murphy dabei. Trotzdem lag er nach kurzer Zeit immer in meinem. Man konnte seinem Charme nicht widerstehen.

Sein unbedingtes Vertrauen hat ihm geholfen, als so vieles an ihm untersucht wurde. Er schien bei Blutentnahmen, Ultraschall, so vielen Röntgenaufnahmen und bei der Einleitung der Narkose fürs CT entspannt, freundlich, wedelte. Er war sicher, es sei schon richtig so. Nur beim Aufwachen aus der Narkose mussten die Tierarzthelferinnen schnell werden…

Murphy war viele Jahre bei uns, ohne einen Paten gehabt zu haben. Im Sommer 2020 hat es dann doch noch geklappt und Murphy bekam einen Patenonkel, der ihm im September persönlich die Pfote schüttelte!

Ich könnte stundenlang schöne Dinge über Murphy schreiben. Der kleine Hund mit der Riesenpersönlichkeit hinterlässt ein großes Loch in vielen Herzen. Einen lieben Dank an Murphys Paten und an alle, die mit ihren Spenden mithelfen, dass wir unseren Tieren in guten und in schlechten Tagen beistehen können.

Es ist schwer, von unseren Tier-Freunden Abschied zu nehmen, zumal dann, wenn sie munter erscheinen und wedeln, obwohl ihre Beschwerden groß sein müssen. Es ist, als wollten sie uns trösten. Wenigstens können wir ihnen bei Krankheit und im Sterben beistehen, ihnen geben, was möglich ist, sie mit Schmerzmitteln, Wärme, einem kuscheligen Lager und Ansprache versorgen, bis zuletzt. Tiere im Labor, Wildtiere, denen Jäger mit brutaler Gewalt gerade jetzt nachstellen, sie und viele andere müssen uns gegenwärtig sein. Wir müssen mehr tun, als uns nur um unsere Tiere zu kümmern. Viel mehr!