Die Leiden der Schafe
Achtung für Tiere beklagt grausame Schäferei und Versagen von Gesetz und Vollzug
Oft erbitten Menschen von Achtung für Tiere Hilfe für Schafe. Aktuell stehe in Varensell eine Herde, auch Jungtiere. Die Tiere seien ohne Unterstände scharfer Witterung ausgesetzt, beklagt Vereinsvorsitzende Tierärztin Astrid Reinke. „Wir haben Tiere gesehen, die sich mühsam auf drei Beinen fortbewegten. Andere aßen auf den Vorderfußwurzelgelenken ‚kniend‘. Das könnte auf die hochschmerzhafte Infektionskrankheit Moderhinke hindeuten. Ein liegendes Tier erschien uns teilnahmslos. Wir sahen Tiere mit Fellschäden, teilweise lag großflächig Haut bloß. Die Schafe erschienen uns trotz Wolle teilweise mager. Ein totes Lamm lag im Dreck. Wie kann man sich abends ins Bett legen, wissend, dass eigene Tiere lahmend in Nässe, Kälte und scharfem Wind stehen?“ fragt Reinke. Man habe die Situation dem Veterinäramt und der Polizei gemeldet.
Manche Tierquälerei sei in der Schäferei sogar legal, sagt die stellvertretende Vorsitzende Frauke Albersmeier. So dürften Schäfer Lämmer ohne Betäubung kastrieren und ihnen die Schwänze amputieren. Nachdem ein Veterinäramt von einem Schäfer Witterungsschutz eingefordert hatte, habe dieser geklagt. „Das Gericht entschied klar, dass ganzjährig allen Schafen ein trockener, gegen Regen und Wind geschützter Liegeplatz zur Verfügung stehen müsse, so groß, dass alle ihn gleichzeitig nutzen können. Was Schafhalter für ihre Tiere tun müssen, ist so wenig. Wie abgebrüht muss jemand sein, der einzuklagen versucht, seine Tiere auch noch möglichst schlecht behandeln zu dürfen?“
Tierschutzgesetz, Behörden und Gerichte würden die Tiere oft nicht schützen. „Tieren müssen eigene Rechte zuerkannt werden, die durch eine gut ausgestattete Tierschutzpolizei geschützt werden“, meint Albersmeier. „So viele Steuergelder fließen in die Bewachung von Fußballspielen – doch um die Ahndung übler Tierquälerei müssen sich immer wieder spendenfinanzierte Tierschutzorganisationen und Privatleute kümmern.“ Es sei zu hoffen, dass das Veterinäramt Schafhalter in der Region jetzt engmaschig und ohne Voranmeldung an allen Tierstandorten überprüfe und für deren Bewertung Gerichtsentscheidungen und fachliche Stellungnahmen heranziehe, die das grundgesetzlich geschützte Gut Tierschutz gegenüber kommerziellen Interessen stärken. Reinke berichtet: „Ich bin einmal zu einem liegenden Schaf gerufen worden. Es war von Maden angefressen, lebte aber noch. Erst als ich das Fell scheitelte, konnte ich erkennen, dass es aufs Skelett abgemagert war. Es hat lange sehr gelitten. So etwas darf doch nicht passieren!“
Weitere Infos beim Verein Achtung für Tiere e.V.
Weblink zum zitierten Urteil des VG Mainz, welches auf Quellen verweist
Dieses tote Lamm lag Samstagmorgen bei den Schafen.
Das liegende Schaf erscheint teilnahmslos und hager.