Freddys Geschichte

Freddy ist ein Opfer privater Tierhaltung. Sein Leid und das seiner zahlreichen tierlichen Gefährten in Privathand wurde erst durch einen Todesfall offenkundig.

Freddy war 24 Stunden täglich in einem geschlossenen Raum eingesperrt, extrem übergewichtig, konnte kaum sehen und sich fast nicht mehr bewegen. Durch jahrelange Versäumnisse hatte er schwere gesundheitliche Schäden erlitten.

Die Rettung

Nachdem wir uns eingeschaltet hatten, wurde die Nachlassverwaltung sehr schnell und brachte fast alle Tiere anderweitig unter. Übrig blieb der alte, kranke Freddy, der Kosten verursachen würde.

Freddy hatte in der Tat viele und schwere gesundheitliche Probleme – aber auch die Chance, dass sich vieles in der richtigen Umgebung und mit der richtigen Versorgung bessern würde. Und sein Zustand musste sich auch wirklich bessern, damit sein Leben lebenswert wurde. Fast blind und bewegungsunfähig in einer Stallecke zu liegen, so konnte sein Leben nicht weitergehen.

Da niemand ihn aufnehmen wollte, beschlossen wir, das Wagnis einzugehen und zu versuchen, Freddy einen besseren letzten Lebensabschnitt zu ermöglichen.

Der Transport würde ein Riesenproblem werden, da Freddy so etwas ganz und gar nicht gewohnt ist. Er gerät schnell in Panik, misstraut Menschen und ist kreislauflabil. Wir kauften eine stabile große „Schweinekiste“. Freddy wurde trainiert, freiwillig in die Kiste zu gehen, und Ende 2020 konnten wir ihn mit Unterstützung vieler Helfer sicher verpackt mit unserem Pferdehänger nach Varensell holen.

Tiefe Spuren der Vernachlässigung

Freddys schöne, bernsteinfarbene Augen waren kaum zu erkennen, denn sie lagen tief zwischen dicken Hautwülsten. Seine dünnen Beine unter dem wuchtigen Rumpf sind durch Vernachlässigung, Bewegungsmangel und Übergewicht verformt. Seine Klauen waren viel zu lang, sogar über Kreuz gewachsen. Sie müssen regelmäßig in Narkose gekürzt werden.

Freddy musste langsam wieder gehen üben. Bereits nach wenigen Tagen ergriff er die Initiative und wankte allein einige vorsichtige Schritte aus seinem Stall heraus, hinkend zwar, aber entschlossen, sein Leben nun selbst in die Klaue zu nehmen.

Ein neuer Freddy

Die Veränderung, die Freddy seitdem durchlebt hat, ist kaum zu fassen. Heute kann man seine wunderhübschen braunen Augen sehen – und er uns! Freddy hat abgenommen, seine Hautschuppen sind verschwunden und stattdessen hat er endlich Borsten bekommen – eine richtige Mähne.

Er rennt im Schweinetrab durch den Garten, den er sich mit den Hühnern und Katzen teilt. Er ist den ganzen Tag selbstbestimmt unterwegs, geht in jeden Winkel des großen Gartenareals, baut sich im Stall sein Strohbett nach seinen ganz eigenen Vorstellungen zusammen, liebt Gurke, kann Paprika nicht leiden und auch keine Schlammbäder, außer bei 40 Grad im Schatten! Wie jedes Schwein hat er seinen eigenen Kopf, seine eigenen Bedürfnisse, Vorlieben und Eigenheiten.

In engem Austausch mit Schweinespezialisten stehen wir Freddy bei. Am Anfang wussten wir nicht, ob wir noch auf ein paar gute Lebensmonate für ihn hoffen durften. Inzwischen sind gute Jahre daraus geworden.

Freddys Vergangenheit können wir nicht ungeschehen machen. Aber wir können ihm die Chance geben, die Sonne zu sehen, Vögel zwitschern zu hören, frische Luft zu atmen, seine Füße in dickes grünes Gras zu setzen und die Erde umzuwühlen! Der Lebenshof hat ihm noch viel zu bieten, wir arbeiten täglich dafür, dass Freddy all das noch lange erleben kann!