Abschiede

Frieda

2022 sind Anneliese, Margret und Frieda gestorben. Frieda und Anneliese waren sehr lange bei uns, fast drei Jahre. Das ist viel für Hühner, die zum Eierbekommen verdammt sind. Die beiden hatten Schreckliches hinter sich. Bevor sie „ausgestallt“ wurden (ein harmloses Wort für einen qualvollen Schlachttod), hatten sie noch Zwangsmauser erlitten. Wenn die Hennen weniger oder brüchige Eier bekommen, dann können sie mit Zwangsmauser noch einmal dazu gezwungen werden, das Letzte aus ihren ausgemergelten Körpern herauszuwringen. Unter anderem durch erzwungenes Hungern stellt der Körper die Eibildung ein. Wird anschließend vermehrt gefüttert, bekommen die armen Tiere wieder Eier. Die sind dann extra groß.

Man muss sich das mal vorstellen, diese zarten, zerbrechlichen Tiere bilden nun jeden Tag so genannte XL-Eier und pressen sie aus ihren kleinen Körpern heraus. Friedas und Annelieses Eier wogen über 80 Gramm.
Viele Hühner haben gebrochene Brustbeine, Leberschäden, kaputte Legeorgane, große Wunden in der Kloake und anderswo, sind kahl und wundgepickt. Manche Tiere zerreißen regelrecht. Es ist einkalkuliert, dass viele Tiere bereits in den Ställen qualvoll sterben.

Frieda (Mitte) mit Gretel und Anneliese bei ihrer Ankunft.

Wir konnten Frieda und Anneliese damals helfen, ihre Wunden behandeln und ihre Eierqual medikamentös stoppen. Besonders Frieda war schlimm zugerichtet gewesen. Und gerade sie war uns Menschen trotz allem ganz besonders zugetan.

Margret musste nie für die Eierqualindustrie Eier bekommen. Sie war beim „Umstallen“ – dem Übergang von Aufzucht zur Legequal – entflohen. Wir konnten sie zusammen mit Mimi einfangen. Weil niemand sie haben wollte, blieben beide bei uns.

Hühner sind total verschieden voneinander. Sie sind nicht „Geflügel“, sondern jedes Huhn ist ein einzelner Vogel, mit einer eigenen Persönlichkeit. Margret war scheu. Sie wurde erst gegen Ende ihres Lebens zutraulicher, als es ihr schlechter ging. Frieda und Anneliese konnten von Anfang an gut auf Menschen. Man konnte sie anfassen, aus der Hand füttern und manchmal streicheln. Frieda war aktiv an uns Menschen interessiert, kam auch einfach mal so zu uns und blieb auf dem Arm.

Wir denken, dass alle drei eine gute Zeit hier hatten. Wenn sich neue Hühner erst einmal eingefunden haben, dann leben sie hier sehr harmonisch zusammen. Dafür sorgt schon der gute Caruso. Und sie können sich mit vielem beschäftigen und haben jede Menge Platz und Verstecke, um sich bei Stress aus dem Weg zu gehen.

Kranke Hühner lassen sich erst wenig anmerken. Untersuchungen und Therapien lassen sie geduldig und tapfer über sich ergehen. Dass sie so bescheiden, still und leise sind, selbst bei schwerer Krankheit, das macht am Ende ihres Lebens für uns noch einmal so beschämend, was ihnen von Menschen angetan wird. Wir sind froh, dass wir unseren Hühnern, wenn es soweit ist, wenigstens Sterbehilfe leisten können, dass sie nicht halbtot in überfüllten Ställen totgetreten und totgehackt werden.

Wir danken den Paten von Anneliese und Frieda dafür, dass sie ihre Patenschaft aufrechterhalten für deren Hinterbliebene!

Frieda (links)