Patenfrühstück auf dem Varenseller Lebenshof

50 Patinnen und Förderer kamen am Sonntag die Bewohner des Lebenshofes besuchen. Unsere aktiven Mitglieder und MitarbeiterInnen hatten ein tolles, buntes veganes Buffet für sie gezaubert und der Wetterprognose, die uns in den Tagen zuvor ins Rotieren gebracht hatte, zum Trotz kam sogar die Sonne raus. Unsere Gäste trafen „ihre“ Tiere, erhielten ausführlichen Einblick in deren Lebensräume und konnten sich mit uns und untereinander austauschen.

Es war sehr schön mit Ihnen und Euch allen! Vielen vielen Dank für alles!

Auszüge aus den Redebeiträgen

Frauke Albersmeier

2. Vorsitzende Achtung für Tiere
Kuratoriumsmitglied Tierschutzstiftung Lebenshof-Achtung für Tiere

Liebe Patinnen, liebe Förderer,

… In den letzten Wochen waren erneut unfassbare Bilder von menschlichem Umgang mit Tieren in den Nachrichten. Bilder von ungehemmtem Einprügeln auf abgemagerte Kühe, von Schlägen ins Gesicht von Schweinen und Pferden. Mit dabei: Kinder. Schauplatz: eine sogenannte Viehsammelstelle. Allein diese Bezeichnung verrät die ganze Verachtung für Tiere. Und lässt die Frage aufkommen: Wieso sollte man an einem Ort wie einer „Viehsammelstelle“ eigentlich etwas Besseres erwarten? An einem Umschlagplatz für Lebewesen, an einem Ort, wo Tiere dem Schlachttod zugeführt werden – da sind Gewalt und Verachtung doch längst da, noch bevor das Tierschutzgesetz überhaupt gebrochen wird!

… Überall, wo Tiere benutzt werden, werden sie entwertet – ob als Sportgerät, Jagdtrophäe, Messgerät im Experiment oder als Nahrungsmittel.

…… Noch wird Grausamkeit gegenüber Tieren als normal akzeptiert. Achten Sie einmal darauf, wie oft Sie Sätze hören wie „Sie haben mich behandelt wie ein Tier“ oder „Sie wurden zusammengepfercht wie Vieh.“ Die Beschwerde, behandelt worden zu sein „wie ein Tier“ zeigt, dass man es ganz normal und richtig findet, Tiere so zu behandeln.

Aber: wieso sollte man Tiere eigentlich „wie Tiere“ behandeln dürfen? Wieso sollten wir mit Tieren machen dürfen, was, an Menschen verübt, ein schweres Verbrechen wäre, egal ob es um Tierversuche, Jagd oder Schlachtung geht?

Wenn wir Tierquälerei überwinden wollen, dann müssen wir die grundlegende Schlechterstellung der Tiere überwinden. Und dazu müssen sich Menschen dieser Schlechterstellung erst einmal bewusstwerden. Sie müssen ihren Verstand und ihr Herz unvoreingenommen befragen können, ob das so wirklich richtig sein kann: dass für unser Verhalten gegenüber Tieren ganz andere Maßstäbe gelten als gegenüber Menschen.

Dass Menschen anfangen, sich diese Frage zu stellen, dafür arbeiten wir hier auf dem Lebenshof, zusammen mit den Tieren, die hier wohnen. Bei Projekten wie den Ferienspielen sieht man, was wir so bewirken können. Ich möchte Ihnen aus den diesjährigen Feedbacks vorlesen:

„Es ist schön zu sehen, dass Tiere, denen es nicht so gut ging, ein schönes Zuhause bekommen.“

„Kein Tier will sterben, außer vielleicht die Tiere, denen es sehr schlecht geht und die sehr große Schmerzen haben und keine Lust am Leben mehr haben.“

„Ich finde es toll hier was ihr hier macht. … Tiere müssen geschützt werden. Ich werde keine Tiere mehr essen, damit ich sie schützen kann.“

Und eine Teilnehmerin schreibt: „Danke! Es hat sich bei mir im Kopf an nur einem Tag so viel verändert.“

Ja! Jeder Tag ist eine Chance, umzudenken, für die Tiere und für sich selbst. Jeder Einzelne kann von heute auf morgen entscheiden, die Empfindungsfähigkeit und den Lebenswillen von Tieren zu achten. Es ist umso leichter, je früher man es tut. Deshalb sind unsere Bildungsprojekte so wichtig.

Denn: die Abschaffung der Tierquälerei führt über bewusste Entscheidungen von Menschen. Für diesen Weg brauchen wir Ausdauer. Und einen Plan für die Zukunft.

Für die Zukunft des Lebenshofes und der Tiere, die wir hier mit Ihrer Hilfe versorgen, haben Astrid und Heinrich Reinke den nächsten Schritt getan. 2015 hatten sie den Lebenshof gekauft – nicht mit Geld, das sie „übrig“ hatten, sondern mithilfe ihrer Altersrücklagen. Seitdem steht der Hof Achtung für Tiere für die symbolische Pacht von 1 Euro zur Verfügung. Nun haben die beiden die gemeinnützige Tierschutzstiftung Lebenshof – Achtung für Tiere errichtet und ihr den Hof übereignet, um ihn für die Tiere abzusichern. Die Stiftung verfolgt das oberste Ziel, „grundsätzliche Lebensrechte für Tiere zu schaffen und zu bewahren“.

Dass die Stifter kein überschüssiges Vermögen zu verteilen hatten, erwähne ich, weil Achtung für Tiere mit der Stiftung noch keine finanzkräftige Förderinstitution im Rücken hat, wie man vielleicht denken mag, wenn man an die Stiftungen von Industriellen denkt. Das Guthaben der Tierschutzstiftung Lebenshof ist der Hof hier. … An der Nutzung der Immobilie für den symbolischen Euro hat sich nichts geändert. Der Verein Achtung für Tiere versorgt weiter die hier lebenden Tiere. Verein und Stiftung arbeiten gleichberechtigt für die gleichen Satzungszwecke: für eine faire, freundliche Beziehung zwischen Menschen und den anderen Tieren.

Ich weiß, dass die Errichtung der Stiftung für Reinkes auch eine Verpflichtung all denen gegenüber war, die Achtung für Tiere bis hierhin gebracht haben: Euch beiden an dieser Stelle einmal Danke für eure Großzügigkeit gegenüber den Tieren, die Menschen wie euch so dringend brauchen, und für alles Herzblut, für den tagtäglichen Einsatz, ohne den all das hier nicht möglich gewesen wäre.

Und ich danke Ihnen allen für Ihre Hilfe. Einige sind schon viele Jahre dabei, andere gerade erst dazu gestoßen – danke Ihnen allen, dass Sie mithelfen.

… Die Tiere, die hier auf dem Hof wohnen, helfen, Menschen im Herzen und in ihrem Verstand zu erreichen. Sie helfen so allen in diesem Moment gequälten Tieren. Bitte unterstützen Sie sie und uns weiterhin dabei, mit Ihren Spenden. Die Tierschutzstiftung Lebenshof und Achtung für Tiere sind gemeinnützig: Spenden und Zustiftungen steuerlich absetzbar und Nachlassspenden von der Erbschaftssteuer befreit.

… Ein letztes kurzes Ferienspiel-Feedback-Zitat: „In dieser Woche hat sich sehr viel verändert … ich trinke jetzt vegane Milch und ich achte mehr auf die Tiere, wie sie leben.“ Tiere brauchen Menschen, die hinsehen, die auf sie achten – und die mit Freude ihr eigenes Handeln danach richten. Vielen Dank, dass Sie zu diesen Menschen gehören.

Astrid Reinke

Vorsitzende Achtung für Tiere
und Stifterin der Tierschutzstiftung Lebenshof-Achtung für Tiere

… Wir haben einen eigenen Verein gegründet, weil wir die gemeinsame Ursache aller Tiermisshandlungen angehen wollen. Die Tierschutz- und Tierrechtsbewegung droht zu ermüden angesichts der unzähligen erlaubten Einzel-Tierquälereien. Gerät eine in die Kritik, schießt die nächste aus dem Boden. Seit die Meere fast leergefischt sind und Schweinezucht nicht mehr so gut läuft, pferchen Menschen Fische massenhaft in Hallen. … Menschen bekommen es nicht geregelt, Schweine ohne Qual zu töten. Bei tausenden Fischen wird das erst recht nicht gelingen.    

Für Tierversuche, Tierindustrie, Zoo, Jagd, gibt es staatliche Unterstützung und mächtigen Einfluss auf Schülerinnen und Schüler. Darum wollen wir Kindern und Jugendlichen Wege zu Mitgefühl, kritischem Selberdenken und zum Handeln für Tiere ebnen. Damit sich ein Schneeballsystem entwickelt, das ab einem bestimmten Punkt Gerechtigkeit für Tiere sogar erdrutschartig in Gang setzen wird.

Mitfühlen lernt man hier jeden Tag, bei Frieda und Anneliese, bei Heinerlein, Paul, Lotta und ihren Freunden. Wir erleben, wie Tiere fühlen, wenn wir Lotta und Mira innig vertieft ins gegenseitige Fellchenkraulen antreffen. Das ist Freundschaft und Fürsorge. Wenn Oskar seinen Kumpel Benny zum spielerischen Duell fordert, einem Ringkampf, wie Jungens ihn lieben. Aktuell erleben wir wieder hautnah den unglaublichen Einsatz der Schwalbeneltern, um ihre Kinder groß und stark zu machen für die gefährliche Reise nach Afrika. Pure Lebensfreude fühlen wir, wenn die Pferde morgens buckelnd zur Weide preschen oder abends in gestrecktem Galopp auf der Zielgeraden zum Stall richtig Gas geben. Da braucht niemand mit der Gerte draufzuhauen, damit sie alles geben… Tilly und Ari beim Toben ums Gartenhäuschen zeigen Fröhlichkeit und strategisches Denken. Und wenn Paul und Tom sich im Katzenhäuschen zusammen kuscheln, dann erleben wir tiefes Verstehen bester Freunde.  

… Manche denken, dass wir ein lustiger Streichelzoo sind. Aber wenn es hier auch oft etwas zu lachen gibt, ist das meiste doch harte körperliche und anstrengende PC-Arbeit, Verantwortung, Angriffen standzuhalten, das Wissen um all das Tierleid auszuhalten und jeden Tag für ihre Befreiung zu kämpfen, und auch den letzten Weg mit unseren Tieren zu gehen, jedes Jahr mehrere Male. … Streicheln ist jedenfalls lange nicht genug, wenn ein Lebenshof kein Selbstzweck für die Versorgung einiger Tiere sein will. Wenn wir die Welt für alle Tiere besser machen und wollen, sie in Frieden gelassen werden, dann müssen wir Mitgefühl und Gerechtigkeit weit über den Lebenshof hinaustragen.

Zwei unserer Hühner sind krank. Bereits als sie zu uns kamen, waren sie ausgemergelt, hatten entzündete Legeorgane und Wunden, nach einem guten Jahr Eierlegequal in sog. Freilandhaltung. Traudl und Hilla hatten sich aber noch einmal erholt. Jetzt geht es ihnen wieder schlechter. Wenn ich ihre zerbrechlichen Körper im Arm habe, um sie behandeln zu können, sehe ich jedes Mal das Bild tausender Hühner vor mir, die nach kurzer leidvoller Lebenszeit des Nachts von rohen Händen im Akkord gegrabscht und in Transportboxen geschlagen werden, irgendwie, sie sterben ja sowieso. Hühner, Schweine, Hunde, Mäuse, gezüchtet, um benutzt zu werden, sind vom ersten Tag an verloren. 100%ig sicher. Sie haben null Chance, von irgendwem als Person geachtet zu werden, da irgendwie herauszukommen und doch noch gerettet zu werden vor einem Leben und Sterben, das nur Qual bedeutet. Dagegen müssen wir etwas tun.

… Die kleine Schwester eines Jugendgruppenmitglieds sah einen Schweinetransporter auf dem Weg zum Schlachthof und rief „Guck mal, die Schweine machen einen Ausflug“. Die große Schwester erklärte der kleinen, dass das leider ganz anders ist und die Schweine getötet werden. Mit 7 Jahren kann ein Kind verstehen, dass man nur Wurst essen kann, wenn vorher ein Tier getötet wird. Erklären wir ihm das nicht, wäre das wie eine Lüge. Ich behaupte mal, in einer Durchschnittsfamilie hätte niemand den Irrtum des Kindes aufgeklärt, einfach, weil es mühselig ist, die richtigen ehrlichen Worte zu finden. Und weil man dem Kind die angenehmere Illusion belassen möchte. Die kleine Schwester war dann auch traurig, aber dürfen Kinder nicht traurig sein darüber, dass Menschen grausam zu Tieren sind? Schlimm finde ich, wenn sie es nicht sind. Noch ein paar solche Gespräche und ich wette, dieses Kind will keine Bärchenwurst mehr essen. Und das wäre für das Kind nicht zum Nachteil. Ich bitte Sie alle, auch im Alltag für die Tiere zu sprechen.

Kurz zur Stiftung: Ich denke, man sieht hier an jeder Ecke, dass der Lebenshof keine Millionärsstiftung ist, auch nachdem wir hier schon ganz viel saniert haben. Diejenigen von Ihnen, die neben ihrer Unterstützung von Achtung für Tiere nun auch die Tierschutzstiftung unterstützen können und wollen, mögen sich gerne persönlich an mich wenden, um Näheres zu erfahren. …