An die Kirchenleitung der Ev. Kirchengemeinde Gütersloh – anlässlich der Hubertusmesse
Am 1. Advent des Jahres 2016 wurden 12 Thesen von Pfarrer Friedrich Laker und seinen MitstreiterInnen an der Tür der Pauluskirche in Dortmund befestigt.
Wir, die Mitglieder verschiedener Organisationen, engagierte Menschen aus Gütersloh und Umgebung und der Verein fairleben gt e.V., möchten die hiesige Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh daran erinnern, endlich ihre Stimme hörbar und nachhaltig gegen das millionenfache Leid in der Tierhaltung, den Tierversuchen und bei der Jagd zu erheben. Keinesfalls sollte die Kirche, die in Teilen schon auf einem guten Weg ist, Jägern und Jägerinnen mit ihren Waffen und der High Tech Ausrüstung einen Raum geben und noch dazu die Tötung von nichtmenschlichen Tieren feiern.
Die Jagd auf unsere heimischen wildlebenden Mitgeschöpfe (nein es sind keine „Stücke“ sondern fühlende Individuen mit einem Bewusstsein), wird leider von einem Teil der Bevölkerung noch immer als gerechtfertigt, wenn nicht sogar von manchen als notwendig erachtet. Das ist sie nicht, Menschen benötigen zum Überleben weder das Fleisch noch das Fell der Tiere.
Wir Menschen haben nicht das Recht unsere Mitgeschöpfe zu fangen, zu erschießen, zu erschlagen oder von Menschenhand verletzt sich selbst zu überlassen.
Es gibt keine Rechtfertigung ganze Tierfamilien auszulöschen, Tierkinder zu Waisen zu machen oder Tieren die Gefährtin oder den Gefährten, die Mutter, den Vater, das Kind, Schwester oder Bruder zu nehmen, denn sie pflegen soziale Bindungen wie wir Menschen.
Tiere werden im Jägerjargon „entnommen“ oder „geerntet“. Sie „äugeln“ und ihre Augen werden „Lichter“ genannt, ihr Blut „Schweiß“ – diese Sprache ist entwürdigend, wird aber bewusst verwendet, auch in den Hubertusmessen, um die Opfer der Jagd von den Menschen abzugrenzen und somit ihre Tötung aus Lust oder anderen niederen Beweggründen zu rechtfertigen.
Jäger und Jägerinnen stellen die leblosen geschundenen Körper öffentlich zur Schau, eine Art Trophäenschau. Jäger und Jägerinnen hängen an antiquierten Traditionen, ihre Taten sind beschämend und verrohend, so wie alle Gewalthandlungen an unseren Mitgeschöpfen.
Wir danken Pfarrer Friedrich Laker, dass wir mit den nun folgenden Thesen der Ev. Kirchengemeinde Gütersloh ihren Auftrag gegenüber unseren Mitgeschöpfen noch einmal in Erinnerung bringen dürfen:
- Immer mehr Menschen betrachten die industrielle Massentierhaltung, die Tierversuche und das damit verbundene qualvolle Leben und Sterben der Tiere als tiefe Verletzung der Mitgeschöpflichkeit. Sie halten es für unvereinbar mit der Würde des Menschen und der Würde der Tiere, das immense Leid weiterhin tatenlos hinzunehmen.
- So wird auch Kritik an den Kirchen immer lauter. Viele Menschen fragen, warum Theologie und Kirche nicht hörbar und nachhaltig ihre Stimmen gegen das millionenfache Leid erheben.
- Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Moral können sich nicht allein auf den Mitmenschen beschränken, sondern müssen alle Geschöpfe einbeziehen. Wir halten daran fest, dass Tiere sind wie wir Menschen: leidensfähig, intelligent und sozial, als beseelte Individuen geschaffen.
- Am Verhalten gegenüber unseren „Geschwistern der Schöpfung“ (Franz von Assisi) wird sich erweisen, wie glaubwürdig unser Bekenntnis zum Schöpfergott wirklich ist.
- Wir rufen die Kirchenleitungen auf, sich endlich diesen drängenden Fragen zu stellen. Wir erwarten von der Kirche als moralischer Autorität, dass sie in einem intensiven Dialog Einfluss nimmt auf Politik und Landwirtschaft mit dem Ziel, radikal neue Wege beim Umgang mit Nutztieren zu gehen.
- Ebenso fordern wir einen intensiven Dialog mit Politik und Wissenschaft über die unzähligen qualvollen Tierversuche. Sie müssen hinsichtlich ihrer vorgeblichen Unverzichtbarkeit kritisch hinterfragt und schrittweise abgeschafft werden.
- Kirche muss Anwältin sein derer, die nicht für sich selbst sprechen können: „Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind“. (Sprüche 31, 8)
- Ausdrücklich mahnen wir Gemeinden, Christinnen und Christen an, Konsequenzen im persönlichen Verhalten zu ziehen. Angesichts eines unvertretbar hohen Konsums tierischer Produkte – mit all den negativen Folgen für Menschen, Tiere, Klima und nicht zuletzt den Welthunger – sind alle aufgerufen, ihr Verhalten zu ändern.
- Bei allem kann die „Ethik des Genug“, die von der Aktion „Brot für die Welt“ postuliert wird, die Basis für ein neues Denken und Handeln sein.
- Dieser Aufruf sieht sich in der Tradition der Reformation, mutig und unverdrossen drängende theologische Themen anzusprechen und sich den dabei unweigerlich entstehenden Konflikten zu stellen.
UnterstützerInnen dieses Aufrufes an die Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh:
Christiane Lamprecht, Wolfgang Lamprecht, Eva Brawanski, Yvonne Herzig-Rother, Marie Kristin Müller, Ludger Klein-Ridder, Ute Esselmann, Christine Bertuch,
Nicole Kluth, Ina Krämer-Schiedel, Rudolf Schiedel, Elke Schmitt, Evelyn Koelbach, Renate Raber, Astrid Reinke, Heinrich Reinke, Angela Kruse, Fabrice Matthes,
Cyra Schünemann, Annette Schünemann, Regina Pietsch, Marco Molitor, Sölve Skorge, Katharina Friess, Maik Diekmannshemke, Michael Biemelt, Anika Figge,
Heike Rosier, Nicole Schmidtmeier, Stefanie Waldikowski, Iris Schöning, Marita Prinz,
Klaus-Dieter Dorn, Margrit Dorn, Bianca Richters, Bärbel Albersmeier, Frauke Albersmeier
Achtung für Tiere e.V., Tierschutzstiftung Lebenshof Achtung für Tiere,
Bielefeld Animalsave, fairleben gt e.V.