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2. März 2023

Tierärztin macht Dauermeldung beim Veterinäramt

„Zwei Schafherden, die ich wegen gravierender Tierschutzverstöße immer wieder dem Veterinäramt gemeldet hatte, sind inzwischen weggeholt worden. Ich habe das Veterinäramt gebeten, das zuständige Veterinäramt über die Missstände zu informieren, damit am neuen Standort nicht wieder Privatpersonen unzählige Stunden und viele Tage lang Tierschutzverstöße dokumentieren, melden, nachbeobachten und anzeigen müssen.“

Sonntag habe sie im Vorbeifahren zwei weitere Herden in Verl-Sende am Klärwerk gesehen und erneut schwere Missstände entdeckt. Sie habe erst ein langes Stück über Acker gehen müssen, um die Tiere beobachten zu können. Beide Herden hatten keinen Witterungsschutz. Zu essen hatten sie die übliche Ackerfläche mit Pflanzenresten, die bis auf die Erde runtergegessen werden. An der Weide angekommen, habe sie ein auf der Seite liegendes Schaf bemerkt, dachte erst, es schlafe, aber die Haltung, Füße in die Luft, war unnatürlich. „Ich dachte dann, es sei tot, dann bemerkte ich seine angestrengte, schnelle Atmung und dass es blinzelte. Es machte kurz Ruderbewegungen, war erschöpft, hatte vielleicht schon viele Stunden lang vergeblich versucht, auf die Beine zu kommen. Um den After hatte es dicke Klumpen und Flüssigkeit lief über das Fell. Vielleicht hatte es Durchfall oder Geburtsprobleme, ich weiß es nicht, jedenfalls müssen solche Verklumpungen verhindert und das Tier gesäubert werden.“
Wieder schaltete sie die Polizei ein, die benachrichtigte den Schäfer. Während sie wartete, entdeckte sie wieder lahmende Tiere und ein Lamm mit aufgezogenem Bauch. In der zweiten Herde standen Mütter mit kleinen Sauglämmern. Sehr vielen waren die Schwänze kupiert worden. Der Zaun war hier auf mehreren Metern umgefallen. 
Dem Schäfer schien das Problem geläufig. Er habe ihr vorgeworfen, sie hätte doch das Schaf selbst aufstellen sollen, er könne nicht 24 Stunden neben den Tieren stehen. Er schaltete den Strom aus, stieg über den Zaun und stellte das Schaf auf. Das Tier torkelte minutenlang. Offensichtlich war er sehr erschöpft. Wie viele Stunden mochte es dort so hilflos zappelnd gelegen haben? „Ich wies ihn darauf hin, dass er Tiere, die solche Probleme haben, nicht sich selbst überlassen und auf einem Acker abstellen dürfe, wies ihn auf den mangelnden Witterungsschutz und lahmende Tiere hin. Ich solle doch das Veterinäramt einschalten, meinte er, was ich bestätigte. Er sagte, er würde da jetzt schon mal anrufen.“
Seither habe sie 5 Mails an das Veterinäramt geschickt, u.a. wegen lahmender Tiere. Gestern und heute befand sich immer noch mindestens ein schwerkrankes Tier mit hochgradigen Schmerzen in der Herde. Es könne nur unter Schmerzen gehen und Stehen, schwankte, könne sich so in einer Herde nicht behaupten. „Es kann sich fast nicht bewegen, steht unter Schmerzen auf und legt sich wieder, es ist feucht und dreckig unter dem Bauch und am Schwanz, steht extrem lange mit dünnem Strahl, wenn es uriniert. Der Boden, auf den es sich mit seinen Schmerzen niederlegen muss, ist eiskalt und steinhart gefroren. Es kommt so nicht zum Wasser und essen kann es nur wenige gefrorene Pflanzenreste, dort wo es steht oder liegt.“

„Ob das Veterinäramt einschreitet und ggf. wie, weiß ich nicht. Ich bekomme von dort  weder Lesebestätigungen noch Auskünfte über den Stand der Dinge. Für so viel Grausamkeit seitens der Schäfer fehlen mir inzwischen die Worte. Man kann es nicht glauben, dass Menschen, die Tiere so leiden lassen, immer weiter welche haben dürfen. Ich muss meine normale Arbeit inzwischen nachts erledigen, weil mir immer wieder so viel Zeit verloren geht, durch Beobachtung, Dokumentation und massenhaft Schreibarbeit aufgrund der vielen Tierquälereien hier im Kreis. Ein Schaf, das so große Schmerzen hat, darf man doch nicht tagelang sehenden Auges weiter leiden lassen, auf hartem Boden bei 4 Grad minus. Es braucht dringend eine wirksame Schmerzbehandlung, ein sauberes, weiches, trockenes wind- und regengeschütztes Lager, es muss Futter und Wasser vorgesetzt bekommen und seine Füße, die vermutlich durch die extrem schmerzhafte Moderhinke geschädigt sind, müssen gemäß guter tierärztlicher Praxis effektiv versorgt werden.“

Reinke hat eine Bitte an alle Menschen, denen die Tiere auch wichtig sind: „Ich bitte Sie wirklich aus tiefstem Herzen, mir, uns zu helfen und jedes Tierleid, welches Sie bemerken, ebenfalls anzuzeigen, konsequent beim Veterinäramt und bei der Polizei. Für die massenhaften Missstände in der Tierhaltung darf es kein „weiter so“ mehr geben. Man darf nicht warten, bis irgendwo wieder verhungerte oder skelettierte Tiere gefunden werden und dann plötzlich alle empört sind. Bitte sehen Sie nicht weg. Tiere fühlen, bitte helfen Sie den Tieren. Gegen diese Grausamkeiten kommen wir nicht mit ein paar Leuten an. Die Tiere brauchen die Gemeinschaft mitfühlender Menschen, die nicht länger wegsehen. Tiere brauchen unser aller Hilfe.“